
Das Gut Rettauen war das Stammgut der Familie Wormit von 1711 bis 1945 und lag im Kreis Bartenstein im ehemaligen Ostpreußen.
Heute heißt das Gut Retowy und befindet sich in Polen wenige Kilometer südlich von der polnisch-russischen Grenze entfernt. Das Herrenhaus wurde 1989 wegen Baufälligkeit abgerissen. Stallungen und Scheunen sind z.T. noch vorhanden und werden soweit wie möglich von den Bewohnern der ehemaligen Insthäuser genutzt.
Fritz Wormit, der letzte Besitzer des Gutes, beschrieb rückblickend im Jahre 1963 das Gut Rettauen so:
„Das köllmische Gut Rettauen war ein alter Familienbesitz, auf dem die Familie Wormit in direkter Erbfolge nachweisbar … lebte. Das Gut lag in der Mitte zwischen Schippenbeil und Domnau … und hatte die Größe von 968 Morgen. Diese verteilten sich auf 540 Ackerfläche, 120 angelegte Dauerweiden, 96 natürliche Wiesen und rund 200 Morgen Wald. Der Rest, 12 Morgen, verteilte sich auf Hof, Wege, Wasser und Umland … Auf dem Hof befanden sich 10 Landarbeiterwohnungen …
An lebendem Inventar waren im Durchschnitt vorhanden:
- 18 Arbeitspferde Kaltblut und die Nachzucht von 12 Fohlen 1-3jährig, 2 eingetragene Trakenerstuten, von denen Remonten gezogen wurden
- Eine Milchviehherde von 56 ostpreußischen Herdbuchkühen sowie die dazu gehörende Nachzucht von ca. 60 Stück Jungvieh einschließlich Kälbern …
- 8 Zuchtsauen und die zugehörige Nachzucht an Ferkeln
Die Einnahmen der Wirtschaft setzten sich zusammen aus:
- Verkaufsgetreide, Weizen, Roggen und Gerste (meist Braugerste)
- Milcheinnahmen der Herde – Jahresdurchschnitt 4600kg
- Verkauf von jährlich 10 Kühen bzw. Sterken und 8-10 Weideochsen
- an Schweinen um 140 Ferkel
Hinzu kommen nicht unerhebliche Einnahmen für Holz aus dem 50 ha Wald …“
Am 28. Januar 1945 verließen die letzten Familienmitglieder ihr Stammgut Rettauen und flüchteten per Pferdewagen und Kutsche über das Frische Haff nach Gotenhafen (Gdingen). Von dort aus fuhren sie mit dem Schiff RO-22 nach Swinemünde und weiter nach Bremen per Bahn. Erst viele Jahre später besuchten Familienmitglieder die alte Heimat.
